Behindert, dieser Begriff steht in unserer Gesellschaft für «nicht voll leistungsfähig», «eingeschränkt» oder sogar «unfähig» zu sein.
Das Kunstprojekt “Behindert” spricht dieses gesellschaftliche Tabu offen an. In ihrer barrierefreien Installation thematisieren sie, was es heisst in unserer Gesellschaft als behindert zu gelten. Sie stellen den aktuellen Zustand einer Fiktion gegenüber, der Fiktion einer inklusiven Gesellschaft. Durch die Gegenüberstellung öffnen sie den gedanklichen Raum für das «Dazwischen». Sie laden ein, darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft von diesem in den nächsten Zustand kommen können.
Der Offspace (Kunstraum der nicht ein Museumsraum oder Kunsthalle ist) der Kunstkiste Uster dient ihnen dabei als ideales Vehikel. Der Standort ist inmitten der Gesellschaft, im Stadtpark Uster ZH. Die zwei einsehbaren Seiten der Kunstkiste werden von ihnen mit eigens gestalteten 9.3 × 9.3 cm kleinen Kacheln bespielt. Jede dieser Kacheln bearbeitet Fragmente der Thematik in bildnerischer oder textlicher Form. Zusammen ergeben sie zwei mosaikartige Gesamtbilder. Sie sind Resultat einer intensiven künstlerischen Auseinandersetzung von Jasmin Polsini mit ihrer eigenen Behinderung, einem Ehlers-Danlos-Syndrom, sowie jene ihres langjährigen Lebenspartners, Mynt (Valentin Weilenmann).
Dem Betrachter soll ein vielschichtiger Perspektivwechsel ermöglicht werden, der letztlich eine Basis für Inklusion sein kann. Die Kunstschaffenden wollen den diffusen Berührungsängsten einen Namen geben und sie benennen, als das, was sie sind: Angst vor der eigenen Verletzlichkeit.
Kurz Biographien der Kunstschaffenden
JASMIN POLSINI
Die 1984 im Zürcher Oberland geborene Jasmin Polsini begann in den frühen Jugendjahren ihren künstlerischen Weg. Nach abgeschlossener Atelierklasse und Berufslehre fand die Autodidaktin in der aufstrebenden Techno Bewegung ihre Ausdrucksform. Dabei entdeckte sie ihre Liebe zu abstrakten, grafischen und ornamentalen Formen und Mustern.
Immer wieder wurde ihr Leben durch gesundheitliche Probleme überschattet. Ende 20, die erschütternde Diagnose, Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS). Die seltene genetische Erkrankung begleitet sie bis heute und beeinflusst ihre Werke. Ihre Arbeiten sind oft beeindruckendes Zeugnis von Gefühlszuständen mit ihrem Schmerz.
Jasmin Polsini sagt:
«Früh in meiner Kindheit erkannte ich, dass es einen Unterschied macht, ob ich mich auf den Schmerz konzentriere oder nicht. Einige Schmerzen liessen sich schneller abschütteln als andere und manche gar nicht. Wenn ich zeichnete und meiner Fantasie freien Lauf liess, trat mancher Schmerz in den Hintergrund. Der kreative und schöpferische Prozess wurde zu meiner Copingstrategie, bis heute. Diese Erkenntnis hat viel damit zu tun, wer ich heute bin, es beeinflusst meine Arbeit und was ich als Künstlerin und Illustratorin in meinem Arbeitsalltag gestalte.
Natürlich bereitet das Arbeiten am Computer oder manuelle Tätigkeiten auch grosse Mühe. Gewisse Arbeiten kann ich nicht, oder muss ich technisch anders lösen. Der Schmerz spielt dabei eine Rolle, aber nicht so sehr, dass er die Freude an der kreativen Arbeit verhindert.»
Zusammen mit ihrem Lebenspartner gründeten sie das Kunst und Design Unternehmen SCHLAFENDEHUNDEWECKEN, womit sie ihre Projekte realisieren. Heute bestreitet die auf einen Rollstuhl angewiesene Künstlerin nationale und internationale Ausstellungen. Sammler und Liebhaber schätzen die kontinuierliche und anhaltende Weiterentwicklung in Jasmin Polsinis Stil.
MYNT - VALENTIN WEILENMANN
Der 1984 geborene Valentin Weilenmann zeichnet und malt unter dem Künstlernamen Mynt. Seine Arbeiten sind meistens gesellschaftskritisch und narrativ. Die Themen reichen von Gesundheit über Inklusion, Politik, Wirtschaft bis zu Psychologie. Seine Cartoons wurden nicht nur im Museum für Kommunikation Bern und diversen Schweizer Zeitschriften veröffentlicht, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus publiziert. Beispielsweise vom Benevento Verlag, oder der Süddeutschen Zeitung. Stets begleitet seine Motive einen gewissen Witz. Dazu sagt er:
«Eine gute Zeichnung kann wie eine Bombe sein. Statt Zerstörung geschieht jedoch das genaue Gegenteil, ein Erkenntnisprozess. Ein Lachen ist dabei einfach der bessere Zünder»
Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter wuchs er im zürcherischen Rüti ZH auf. Seine künstlerische Präferenz wurde schon früh erkannt und sowohl von Eltern als auch von der Fritz Gerber Stiftung gefördert. Nach einer schwierigen Schulzeit brach er mit dem Kunststudium an der ZHdK und lernte Grafik in einer Zürcher Werbeagentur. Später arbeitete er viele Jahre als Motion Designer und Art Director für Werbung, Film und Fernsehen. Die Kunst und das Zeichnen waren immer Teil seines Lebens. Dies war die Motivation, seine Firma SCHLAFENDEHUNDEWECKEN zu gründen. Heute ist er freischaffender Künstler, Pressezeichner und gelegentlich Art Director und Grafiker für Kunden aus der Privatwirtschaft. Ausserdem arbeitete er 2023 an der Kunstfabrik Wetzikon mit kognitiv beeinträchtigten Menschen.
Eckdaten
Wann:
Gesamtdauer: 01.11.23 - 05.09.24
Aufbau der Installation: Do. 13. bis Do. 19.06.24
Dauer der Ausstellung: Mo. 20.6.24 - Fr. 5.9.24
Die Ausstellung ist 24 / 7 zu geöffnet
Eröffnung / Vernissage: Do. 20.06.24
Es sind geführte Besuche geplant. Weitere Infos dazu finden Sie auf deren Homepage.
Wo:
Direkt beim Parkkaffee im
Stadtpark 8610 Uster, Zürich, Schweiz
Förderung
Fördern Sie das Projekt mit einem Förderbeitrag
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Dazu folgen Sie bitte diesem Link >
Das Projekt erhält finanzielle Unterstützung von:
- akku Künstleratelier Uster
- Zürich Oberland Kultur
- Gemeinde Rüti ZH